FlatPress My FlatPress blog FlatPress Admin 2023 2023-06-04T04:03:02+00:00 Admin ~/ Die lange Nacht der Poesie in Teutschenthal 06.11.2021 ~/?x=entry:entry211117-164835 2021-11-17T16:48:35+00:00 2021-11-17T16:48:35+00:00

Ein Wegfährte aus frühen Tagen, Manfred Hausin, lud mich ein, mit Bernd Goymann noch einmal ein SCHNAPPSACK Programm zum Besten zu geben. Hausin ist Urgestein der deutschen Liedermacherszene. Ein hintersinniger Autor mit brillianter Feder für satirische Aphorismen. Er ist Erfinder der „Langen Nacht der Poesie“, in der sich in immer wieder neuer Zusammensetzung Satiriker, Liedermacher, Folksänger und andere Narren die Ehre geben, miteinander auf der Bühne zu stehen.  So kamen wir nach Teutschenthal, in diesen herrlichen Kulturbau aus dem Jahre 1976. Eine Umgebung voll altem DDR Charme, der irgendwie sagt, hier wurde nicht nur unterdrückt, hier wurde gefeiert, hier hatte und hat Kultur einen Ort.
Der große Saal war der Pandemie geschuldet mit Tischen bestückt, so hatten statt der 500 möglichen Besucher gut 160 Interessierte Platz, und die waren auch alle da. Sie erlebten einen tollen, hochwertigen Konzertabend, Dank Manfreds gekonnter Zusammenstellung. Zugegeben, Bernd und ich präsentierten uns nicht wirklich in Hochform. Also, früher waren wir besser. Dafür glänzte der junge Liedermacher Lennart Schilgen, dem die Zukunft gehören wird, ebenso wie der wortgewaltige Martin Betz und unsere alten Freunde von „Front Porch Picking“. Dann war da die Puppenspielerin Nicole Weissbrot, deren Vortrag den Saal richtig zum Lachen brachte und der hallensische Star Paul Bartsch mit eigenen Liedern. Ein runder Abend, ein lebendiger Beleg dafür, das geistreiches Programm sein Publikum findet.
Intern sieht das ein wenig anders aus. Manfred Hausin spricht gern von einer Compagnie der Poesie. Doch diese Compagnie setzt sich halt aus individuellen Interessen zusammen. So war es seit jeher. Da war ein Paul Bartsch, mit dem ich im Jahr 2006 viele Emails und Telefonate teilte und der mich an diesem Abend nicht wahrnahm. Da feilschte der junge Schilgen nach dem Gig mit den örtlichen Veranstaltern um die höchstmögliche Gage für einen Soloauftritt. Aber da gab es auch dieses warme, inhaltliche Gespräch mit Martin Betz, der für seine Kunst lebt und hofft, davon leben zu können. Ebenso wie sein Lehrmeister Christoph Stählin, der auch mir in jungen Jahren eine große Bereicherung gewesen war. Das alles ist nicht neu, war schon damals so, als in den siebziger Jahren auf einem großen Friedensfestival Schnappsack 350,– DM für den gleichen Aufwand bekam für den eine bekanntere Truppe 3000,–DM kassierte. Unser Ideale, unsere Träume sind seit jeher im Kommerz ertrunken. Umso höher ist es Manfred Hausin anzurechnen, dass er mit der „Langen Nacht der Poesie“ bei fairen Konditionen dem interessierten Besucher einen wunderbaren Abend voll kultureller Highlights serviert. Dafür mein Dank.